Kiel im Jahr 1676

Kiel liegt an der Ostsee am Zipfel der Kieler Förde. Es ist zu dieser Zeit fast gänzlich von Wasser umschlossen und vom Festland lediglich über zwei Landzugänge erreichbar. Die Stadt zählt etwa 3.000 Einwohner in 500 Häusern, davon etwa 85 adligen Häusern. Sie zählt damit zu den größeren des Landes. Etwa zwei Drittel aller Kieler Einwohner gehören der Unterschicht an. Die Gebäude sind meist aus Stein: Mehrstöckige Giebelhäuser durchziehen die Hauptstraßen. In den Nebenstraßen finden sich zumeist eingeschossige Häuser, sogenannte Buden. Die Vorstadt hat zwei kleine Ballungen: die Gegend südlich des Holstentores sowie das Kuhbergviertel.

Kiel 1641 Merian, Chilonium Scan SBB_IIIC_Kart. Z 10210 Band_2-89 Ausschnitt

Matthäus Merian: Kiel 1641. Aus: Johann Angelius Werdenhagen: De rebus publicis Hanseaticis tractatus. Frankfurt/Main 1641.

Der Herzog des Landes Schleswig und Holstein, wozu Kiel gehört, ist Herzog Christian Albrecht. Kiel verfügt über ein Schloss, doch es liegt verwaist. Der Herzog residiert auf Schloss Gottorf in Schleswig. Im Frühjahr 1676 allerdings ist er weder in Kiel noch Schleswig noch sonstwo im Land. Im März ist er vor seinem dänischen Widersacher nach Hamburg geflohen. Dänische Truppen besetzen Kiel (und das Schloss). Bürgermeister von Lengerke hat unter Repressalien zu leiden. Dennoch bleibt die Amtsführung in der Stadt vermutlich ihm und der Kieler Obrigkeit überlassen.

Die berühmteste Chronik verdankt Kiel Asmus Bremer (1652 – 1720), der im Sommer 1676 soeben sein Jura-Studium abgeschlossen haben dürfte. Seit 15.8.1670 ist er Student der Rechtswissenschaft. 1688 wird er Ratsherr, später Bürgermeister und sorgsamer Chronist. Auch der Hexenfall 1676 findet in seiner berühmten Chronik „Chronicon Kiliense tragicum-curiosum“ (1717) Erwähnung.