Flämische Straße

Der Wohnort der vermeintlichen Hexe Trinke Preetzen lautet nach Aktenlage: in Kiel im Keller des Hauses Detlev von Ahlefeld in der Flämischen Straße. Hätten die Häuser 1676 bereits Nummern gehabt, trüge das Haus von Ahlefelds die Nummer 19: ein Haus mit außergewöhnlich breiter Frontfassade.


Denkelbok der Stadt Kiel, Nr. 1089 (Schoßbuch 1675). © Stadtarchiv Kiel.

Die Straße verbindet Markt und Hafen. Das – der steuerlichen Erfassung dienende – „Schoßbuch“ verzeichnet 1675 alle Bewohner der Flämischen Straße. Hier wohnen unter anderem Bürgermeister Sulzberger, Archidiakonatswitwe Dorothe Brauer, Ratsherr Michael Petzold, Ratsherr Johannes Fuchs und Stadt-Syndikus Dr. Johannes Hennings. Es ist keine schlechte Gegend, im Gegenteil.

Trinke Preetzen bewohnt den Keller. Nichts ungewöhnliches für einfaches Volk. Keller haben zumeist Tonnengewölbe, dicke Mauern, keine Feuerstelle, keinen Ofen. Sie sind dunkel und im Winter kalt.

Das Haus des Detlev von Ahlefeld (zu Haseldorf und Haselau) genießt einen seltsamen Ruf. Von Ahlefeld (1617-1686), selbst nicht in Kiel wohnhaft, beschäftigt sich intensiv mit der Goldmacherei und hegt okkultistische Interessen. 1675 erleidet er eine private Enttäuschung, als seine 23jährige Tochter Anna Clarelia mit Kornschreiber Caspar Rathgen durchbrennt. Man findet Anna Clarelia ein Jahr später, 1676, in Danzig: verlassen, hochschwanger und verarmt. Die Ehe wird annulliert, das Kind stirbt kurz nach der Geburt. Vater Ahlefeld lässt seine Tochter zur Strafe harte Arbeit auf einem Holsteiner Meierhof verrichten. Erst fünf Jahre später findet Anna Clarelia wieder Aufnahme in die Familie.

Das Kieler Haus bewohnt bis 1669 von Ahlefelds Sohn Christoff, der nach einem (siegreich absolvierten) Duell einen Schlag erleidet und stumm dem Wahn verfällt.